Wir wollten schon immer einmal nach Tasmanien!
Australiens südlichster und kleinster Bundesstaat liegt eine Tagesschifffahrt entfernt vom Festland – abgelegen, rau, dünn besiedelt. Gut, dünn besiedelt kann man auf dem Festland auch zur Genüge finden, aber Tasmanien war immer irgendwie ein weißer Fleck auf unserer Landkarte.
Die Tierwelt ist spektakulär. Wombats, Tüpfelbeutelmarder, Echidnas (Ameisenigel), Kängurus und nicht zu vergessen der nur noch hier ansässige Tasmanische Teufel sind in den tiefen, tasmanischen Wäldern zu finden. Diese Wälder zählen zu den letzten, kühl-gemäßigten Regenwäldern der Welt. Sie beherbergen die höchsten Laubbäume, die sogenannten Riesen-Eukalypten, sowie eine Reihe uralter Baumarten, die bereits auf dem Urkontinent Gondwana zu finden waren. In Tasmanien kann man Wildnis noch erleben und es gab lange Zeit unerschlossene Gebiete, die nie zuvor von einem Mensch betreten wurden.
Grund genug, die Sache endlich einmal anzugehen und die Insel in unsere Weltreiseroute aufzunehmen. Wir erhoffen uns Einsamkeit, raue Natur und eine einmalige Tierwelt.
Zudem wurde Hobart zum Treffpunkt mit Oma und Opa auserkoren, die mittlerweile mehr als 4 Monate warten, um Sophie (und natürlich auch uns) endlich einmal wieder in die Arme schließen zu können.
Der Plan ist, hier in Tasmanien einen halben Monat gemeinsam die Adventszeit zu verbringen und sich dann nach einer separaten Anreise für die Weihnachtsfeiertage und Silvester in Sydney wieder zu treffen.
Wir schiffen ein
Da wir natürlich auch auf Tasmanien mit unserem „mobile home“ unterwegs sein wollen, bleibt für uns nur die Anreise per Schiff. Die „Spirit of Tasmania“ kreuzt täglich zwischen Melbourne und Devonport, dem Fährhafen auf Tasmanien. In gut 10 Stunden überquert man die ozeanische „Bass Strait“ (Bass Straße), die die Insel vom australischen Festland trennt.
Die Überfahrt haben wir bereits vor gut einem halben Jahr gebucht. Der Preis richtet sich nach Reisezeit, Unterkunftswahl an Bord (Innenkabine, Außenkabine oder öffentlicher Schlafsessel) und Art des/der zu überführenden Fahrzeuge/s. Wir haben für unseren return-trip ca. 1.500,00 AU$ bezahlt (einmal mit Innenkabine nachts und einmal mit Außenkabine tagsüber). Hinzu kommen Essen und Getränke an Bord, die man separat zahlt.
Auf der Hinfahrt haben wir uns für die nächtliche Überfahrt entschieden und hierfür eine Innenkabine gebucht, um uns auch einmal hinlegen zu können und nicht ständig auf unsere Sachen aufpassen zu müssen. Es gibt zwar auch Schließfächer für alle Passagiere ohne Kabine, aber ein abschließbares Zimmer mit Bad und Dusche hat einfach die unschlagbaren Argumente auf seiner Seite. Da es die gesamte Fahrt über dunkel ist, brauchen wir letztlich auch kein Fenster.
Wie wir an Bord feststellen, haben recht viele Passagiere gar keine Kabine gebucht. Sie haben sich entweder auf einem auf den Decks befindlichen „Schlafstühlen“ eingebucht oder den Schlafplatz der freien Platzwahl überlassen und sich einfach irgendwo auf einer Couch / einem freien Sessel niedergelassen. Die Kapazitäten hierfür scheinen auch absolut ausreichend zu sein.
Ein unvergesslicher Sturm
19:30 Uhr legt die Fähre ab und wir verlassen Melbournes riesigen Hafen.
Der Kapitän weist uns bereits kurz nach dem Ablegen darauf hin, dass wir über Nacht wohl mit recht starkem Seegang zu rechnen haben. Speziell Phillipp freut sich hierauf schon besonders. Grund genug, erst einmal das wirklich super leckere Abendbrot-Buffet an Bord zu stürmen.
Der Wind und der Seegang sind in der Nacht tatsächlich gewaltig. Das Fährschiff steigt und fällt stundenlang durch die Wellen des Ozeans. An Schlafen ist überhaupt nicht zu denken. Das Ganze ist tatsächlich so schlimm, dass es zunächst Phillipp nicht mehr in unserer Kajüte aushält und auf einem der Decks spazieren gehen muss.
Doch selbst das Spazierengehen in den einzelnen Decks stellt sich als nicht ganz so leicht dar, da das Schiff mittlerweile derart stark „rollt“, dass man in den Gängen von Wand zu Wand geworfen wird und sich eigentlich nur an den Wänden langhangelnd von A nach B bewegen kann. Für ein „Durchqueren“ eines größeren Raumes muss man den „richtigen Moment“ abpassen, ansonsten geht man unweigerlich auf die Knie. Die Crew gibt ihr Bestes und serviert fortlaufend Wasser mit Eiswürfeln gegen die bei vielen Einzug gehaltene Übelkeit und weist die betroffenen Passagiere an, sich irgendwo hinzulegen und hierbei auf der Seite (nicht auf dem Rücken) liegen zu bleiben. Das solle helfen.
Sophie schafft es anfänglich tatsächlich, in unserer Kabine einzuschlafen, doch auch sie ist irgendwann an dem Punkt der unerträglichen Übelkeit angekommen, so dass wir uns zu zweit auf die Suche nach unserem im Schiff verschollenen Papa machen. Die ganze Fähre riecht bereits bestialisch nach Seekrankheit. Das verbessert auch unseren Zustand nicht wirklich. Ein wenig Sorgen machen wir uns aufgrund der Wetterlage und der wirklich extremen Schiffsbewegungen auch um die Fahrzeuge im Frachtraum.
Good Morning Tasmania!
„You’ve made it! Tasmania! Congratulations! This is the last place on Earth… next stop, Antarctica.“
Gegen 5:30 Uhr morgens legen wir in Devonport an. Der Ozean hatte sich ab 3:30 Uhr etwas beruhigt und wir konnten noch 2 Stunden die Augen zu machen. Die Nacht hängt uns dennoch in den Knochen.
In Devonport hat sich die Bevölkerung voll und ganz auf den täglichen Fährverkehr und dessen An- und Abfahrtszeiten eingestellt. Entlang der Hafenstraße, durch die sich die lange Reihe an ausschiffenden Fahrzeugen schlängelt, gibt es kleine Kioske und Coffee-Shops, die bereits zu dieser frühen Stunde kleinere Frühstück-Snacks für die ankommenden Passagiere anbieten. Da uns nicht nach Schnellimbiss ist, checken wir – durch die Stadt rollend – kurz die lokalen Bäckereien und Cafés. Hier im Stadtzentrum öffnet jedoch das öffentlich Leben zu „normalen“ Zeiten und so entschließen wir uns, zunächst in das gut eine Stunde entfernte Launceston durchzuziehen.
Tasmanien empfängt uns mit einem wunderschönen, goldenen Morgen.
Die Luft ist wie erwartet kalt, aber herrlich klar. Wir fühlen uns von Anfang an sehr wohl hier.
Launceston
Die kleine Stadt Launceston hat ein sehr gemütliches, historisches Stadtzentrum mit vielen kleinen Cafés. Die Stadtgröße ist sehr überschaubar aber als Frühstücksstop für uns nach der anstrengenden, nächtlichen Fährüberfahrt im immer noch goldigen, morgentlichen Sonnenschein einfach perfekt.
In Launceston gibt es eine Reihe schöner Cafés. Wir kehren in „The Eatery on Cameron“ ein und stärken uns für den Tag.
Bay of Fires
Auf dem Weg nach Süden Richtung Hobart machen wir Halt an der nordöstlich gelegenen „Bay of Fires“.
Man sollte sich in der Binalong Bucht auch die Mühe machen, den langen Sandstrand von einem zum anderen Ende zu durchwandern. Die „Feuersteine“ befinden sich nur jeweils an den „Zipfeln“ der Bucht. Mit Sonne oder im Sonnenuntergang leuchten sie besonders schön und das Rot-Orange ist ein super Kontrast zum türkisen Ozean und dem schneeweißen Strand.
Fazit: Wirklich sehenswert. Fotografen sollten etwas Zeit für das richtige Licht einplanen.
Wir bekommen Besuch!
Next Stop: Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens, an der Südost-Küste der Insel. Wir quartieren uns auf dem hiesigen campground in Cambridge ein und füllen unsere Vorräte noch einmal auf.
Und dann ist es am kommenden Tag endlich soweit.
Frankfurt – Singapur – Melbourne – Hobart… Oma und Opa sind nach einer Mammut-Anreise am anderen Ende der Welt gelandet. Sophie entdeckt sie gleich in der wartenden Menge am Baggage-Claim und ist nicht mehr zu halten:
Von nun an geht unsere Reise – zumindest temporär – zu fünft weiter… Wir fahren ab nun im „Konvoi“.
Die Fährüberfahrt ist letztlich doch nicht ganz so spurlos an unserem Trailer vorbeigegangen. Obwohl alle Fahrzeuge mit starken Ketten am Boden des Frachtraums verankert wurden, hat sich aufgrund des extremen Seegangs eine Halterungsschiene unserer außen befestigten Überzelte gelöst. Bei Bunnings besorgen wir den entsprechenden Spezialkleber und dann heißt es für eine halbe Stunde „Andrücken und Halten“! Die Reparatur gelingt zum Glück…
Hobart
Wir bleiben zunächst in Hobart, um uns Tasmaniens Hauptstadt näher anzusehen und einen Eindruck vom wohl „trubeligsten“ Ort auf der ansonsten ruhigen und abgeschiedenen Insel zu bekommen. Hobart ist mit seinen gut 200.000 Einwohnern kein „kleines Nest“, aber natürlich im Vergleich zu den ultra-modernen Trendmetropolen des Festlandes doch gemütlich kleinstädtisch. Warf, Fischereihafen und das überschaubare Stadtzentrum laden zum Bummeln ein.
Wir schlendern durch Hobarts Stadtzentrum und fahren hinauf auf den Mount Wellington, Hobarts „Hausberg“, von dem man die gesamte Bucht überblicken kann.
Bonorong
Von Hobart aus brechen wir zunächst auf ins nahe gelegene Bonorong Wildlife Sanctuary.
Bonorong ist kein Zoo. Hier werden Wildtiere gepflegt und aufgepeppelt und im Idealfall nach entsprechender Genesung wieder in die Freiheit entlassen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Pflege der stark gefährdeten Tasmanischen Teufel. Nicht nur der durch Bisse und Speichel übertragbare Gesichtskrebs hat die Art äußerst stark dezemiert. Auch Straßenunfälle sind eine große Gefahr für den in Tasmanien endemischen Beutelteufel. Ranger weisen immer wieder darauf hin, an- oder überfahrene Possums oder Wallabies von der Straße zu räumen und nicht einfach liegen zu lassen. Der Tasmanische Teufel ist ein Aasfresser und nicht allzu selten werden sie beim Fressen auf der Straße selbst Opfer eines Autos, das nicht mehr bremsen kann.
Fazit Bonorong: Recht teuer für die Größe der Anlage, aber dennoch sehr informativ aufgrund der angebotenen Führungen.
Auf nach Bruny Island!
Es geht weiter nach Bruny Island. Um hierher zu kommen, ist eine abermalige (kleine) Fährüberfahrt notwendig. Nord- und Süd-Bruny-Island sind verbunden durch einen Tombolo, einen sehr sehr schmalen Dünenstreifen, genannt „the neck“.
Die zwei tierischen Hauptattraktionen der Insel sind zum einen die Little Penguins, die jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit in Scharen am „the neck“ aus den Fluten des Ozeans in ihre am Strand befindlichen Höhlen zurückkehren und sich von der Futterjagd auf hoher See erholen. Zum anderen beherbergt die Insel eine Population an albino wallabies, genannt „white wallabies“. Die größte Chance, eines dieser seltenen Tiere zu Gesicht zu bekommen besteht in der Adventure Bay auf dem südlichen Teil der Doppelinsel. Und genau dort schlagen wir unsere Zelte auf…
Neben den wirklich schönen Stränden und der idyllischen Bucht „Adventure Bay“ ist auch die raue Küste um das Cape Bruny Lighthouse an der südlichsten Spitze einen Besuch wert.
Mount Field National Park – Unterwegs im uralten Regenwald
Nachdem wir Bruny Island wieder verlassen haben, brechen wir auf in das Inselinnere. Der Mount Field National Park im Herzen Tasmaniens ist reich an riesigen Baumfarnen, unglaublich hohen und alten Eukalyptusbäumen und zugleich als gemäßigter Regenwald feucht und teilweise undurchdringbar. Wunderschöne Wasserfälle und Flussläufe durchqueren den durchaus recht kalten, moosig-feuchten Farndschungel. Es gibt genügend Wanderwege und an jeder Ecke finden sich fantastische Fotomotive.
Fazit: Eines unserer Highlights in Tasmanien!
Wir campen mitten im Park auf einem campground ohne Rezeption. Der Check-in erfolgt eigenverantwortlich durch „Besetzen“ eines Platzes im Wald und die Bezahlung mittels Umschlag in einen Holzkasten. Fetzt irgendwie… Morgens hoppeln tasmanische pademelons (Rotbauchfilander) um unseren Camper und nachts kann man sich auf gekennzeichneten Wanderpfaden im stockdunklen Regenwald zu tausenden Glühwürmchen an mossbewachsenen Felswänden heranschleichen. Ein toller Abenteuerplatz vor allem auch für Sophie…
Der wohl berühmteste Wasserfall des Mount Field National Park: Die Russell Falls…
Central Tasmania to Strahan
Auch auf unserem Weg weiter Richtung Strahan an der Westküste gibt es viele Fotomotive:
Und mal wieder…
Der zweite Reifenplatzer in Australien ereilt uns auf dem Weg in den Cradle Mountain National Park an einer denkbar ungünstigen Stelle… am Hang, vor einer Kurve… Zudem zerlegt es den Reifen dieses Mal so stark, dass wir fast auf der Felge stehen und ein Loch graben müssen, um das Ersatzrad aufziehen zu können…
Wandern im Cradle Mountain National Park
Nach gelungener Reifenreparatur erreichen wir den Cradle Mountain National Park mit dem gleichnamigen Cradle Mountain, gelegen am Dove Lake.
Das Fahren mit dem eigenen Auto ist im Park nicht vorgesehen und tagsüber in einer bestimmten Zeitspanne sogar verboten, da Shuttlebusse verkehren, die auch genutzt werden sollen und die Straßen an vielen Stellen derart eng sind, dass keine Fahrzeuge aneinander vorbeipassen würden. Erst ab dem späten Nachmittag ist die Einfahrt freigegeben. Wir würden vom eigenen Fahren im Park allerdings abraten, da der Shuttle-Verkehr hierdurch doch erheblich gestört wird. Es gibt dennoch Unbelehrbare.
Wir umrunden den Dove Lake, eine ca. 6 Kilometer lange Wanderung vorbei am Fuß des Cradle Mountain.
Sophie begegnet unterwegs tatsächlich auch einer Tiger Snake, der viertgiftigsten Schlange der Welt. Die Schlange flüchtet ins Gebüsch und wurde nicht mehr gesehen. Die Rangerin vor Ort erklärt uns später, dass es im Cradle Mountain National Park sehr viele Tiger Snakes gebe und auch sie selbst heute bereits zwei Exemplare auf den Wegen gesehen habe… na das ist ja mal beruhigend mit Kind…
Zu empfehlen ist zu späterer Nachmittagsstunde der kleine Wanderweg am Ronny Creek. Der Weg führt durch typisch tasmanisches Grasland, in dem man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit viele grasende Wombats und Echidnas in der Abenddämmerung sehen kann. Ein Muss zum Fotografieren!
Devil`s Gullet
Auf dem Weg zurück nach Devonport machen wir noch einen Abstecher zum „Devil`s Gullet State Reserve“. Die Anfahrt über eine gut 20 Kilometer lange und steile gravel road ist anstrengend und verlangt den Fahrzeugen einiges ab. Insbesondere mit einem Mietauto sollte man die road conditions im Vorfeld checken. Ein Hinauffahren im Winter ist allgemein nicht empfohlen. Wir brauchen gut eine Stunde bis zum oberen Plateau.
Nach einem weiteren, rund 15-minütigen Spaziergang erreichen wir den Lookout. Vor uns liegt ein unglaublich tiefes Tal mit riesigen Basaltsäulen. Die Tassis beschreiben den Ausblick als „dramatic view“. Auf einer Metallgitter-Bodenplatte stehend, kommt der Wind so stark von unten aus dem Tal nach oben, dass man tatsächlich all seine Sachen festhalten und vor allem keine Mütze tragen sollte. Denn die wäre sonst weg.
Fazit: Beeindruckender Ausblick mit unerwartet starken Aufwinden am Lookout. Wer die sehr lange und beschwerliche Auffahrt nicht scheut und hierfür genügend Zeit mitbringt, dem sei Devil`s Gullet empfohlen.
Leaving Tasmania – Zurück aufs Festland
Nach gut 2 Wochen verlassen wir Tasmanien per Schiff wieder Richtung Melbourne. Für die Rückfahrt haben wir die Tagesfähre mit Außenkabine gebucht. Der Ozean ist im Vergleich zur Hinfahrt eine ruhige Badewanne und wir können die gut 10-stündige Reise gemütlich an Deck, im Restaurant und in unserer Fensterkabine verbringen.
Es war sehr schön in Tasmanien!
Da die schweren Buschbrände Australien nach wie vor in Atem halten, entschließen wir uns, unseren Jeep und den Trailer nahe Melbourne unterzustellen und nicht (wie ursprünglich geplant) bis Sydney zu fahren. Melbourne ist tendenziell kühler und regnerischer als New South Wales und so erhoffen wir uns hier ein wenig mehr Sicherheit für unsere Fahrzeuge. Wir buchen spontan einen Inlandflug von Melbourne nach Sydney und schon geht es für die Weihnachtsfeiertage und Silvester los Richtung „schönste Stadt der Welt“… Wir freuen uns riesig!
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