Tokio, eine Stadt der Superlative. Wir geben zu, wir waren sehr gespannt auf diesen Hotspot Japans. Mit seinen knapp 10 Millionen Einwohnern (Präfektur Tokio gut 13 Millionen Einwohner) und 23 Bezirken zählt Tokio zu einer der größten Metropolregionen der Welt. Pulsierende Stadtviertel, schrille Looks, die neuesten und verrücktesten Technik-Trends und zwischendrin immer wieder große Parkanlagen zum Spazieren und Verweilen – Tokio bietet für jeden etwas. Man bräuchte wahrscheinlich mehrere Wochen, um diese Mega-Metropole nur annähernd erkunden zu können. Wir hatten ganze 3 Tage…
Fortbewegung: Tokios Metro
Von A nach B kommt man in Tokio eigentlich nur auf eine Art: mit der Metro. Anfangs waren wir tatsächlich erschlagen von den in den Bahnen und Stationen irgendwie immer etwas anders aussehenden Metro-Plänen. Wenn man das Farb- und Nummernsystem dann jedoch einmal durchblickt hat, bewegt man sich unglaublich schnell durch diese Riesen-Stadt. Verstehen muss man vor allem zunächst den Unterschied zwischen JR (Japan Rail – oberirdisch) und den eigentlichen Metro-Linien. Wir hatten uns am ersten Tag in Tokio an einer Stations-Information einen Tagespass von JR „aufschwatzen“ lassen und sind damit leider nicht an jeder Metrostation weitergekommen. Die JR-Linien durchqueren Tokio zwar oberirdisch, sind aber bei Weitem nicht so feingliedrig wie die richtigen „Subway“-Linien. Hier sollte man also aufpassen. Wir haben letztlich jede Fahrt einzeln am Automaten bezahlt und sind so günstiger gefahren als jeweils mit einem Tagespass. Wer seine Tagesziele gut plant, braucht letztlich auch nicht unzählige Fahrten. Sophie ist übrigens kostenlos gefahren.
Angst vor Massenschubsereien auf den Bahnsteigen muss man im Übrigen nicht haben. Tokio hat zwar eine der größten Pendlerzahlen der Welt, doch von Chaos in den U-Bahn-Gängen oder gar auf den Bahnsteigen gibt es keine Spur. Der Japaner ist auch hier unglaublich höflich und man kann fast sagen vorsichtig. Die U-Bahnen halten exakt an vorgezeichneten Markierungen, neben denen sich links und rechts ebenso aufgemalte „Anstell“-Felder befinden, die durch die Tokioer akkurat genutzt werden. So funktioniert das Ein- und Aussteigen wie am Schnürchen und völlig ohne Gedränge oder Geschubbse. Auch in den Wagons ist man sehr aufmerksam. So ist es uns mehrfach passiert, dass zusammengerutscht oder gar die Sitzbank gewechselt wurde, damit wir als Familie auch zusammensitzen konnten. Einfach toll…
Tag 1: Shibuya und das Harajuku Super Yosakoi Festival
Unser erster Tag in Tokio galt dem Stadtviertel Shibuya. Bekannt ist Shibuya dem einen oder anderen vielleicht am ehesten aufgrund seiner berühmten Kreuzung. Man sagt, sie sei die verkehrsreichste der Welt und ein wohl organisiertes Chaos. In Stoßzeiten sollen bis zu 2.500 Fußgänger während einer Grünphase die Kreuzung passieren. Das mussten wir sehen… Am besten beobachtet man das Ameisengewimmel von oben. Gelegenheiten hierfür gibt es einige – ob vom Starbucks gegenüber oder noch höher in einem der Restaurants oder von der (kostenpflichtigen) Aussichtsplattform im Magnet-Kaufhaus. Wir haben uns die „Grünphasen“ sowohl tagsüber als auch abends angesehen und uns aktiv ins Getümmel gestürzt.
Neben eben dieser sehr großen und überfüllten Kreuzung hat Shibuya aber noch vieles mehr zu bieten. Modegeschäfte reihen sich aneinander und viele Kreuzungen sind Jugend- und Szenetreffs.
Fazit: Quirlig, modernes Shopping- und Flanierviertel.
Im Norden von Shibuya, angrenzend an den Stadtteil Harajuku, befindet sich der (wirklich riesige) Yoyogi-Park mit dem berühmten Meiji-Schrein.
Wir erhielten in einem Café in Shibuya den Tipp, dass dort aktuell ein großes Festival stattfinde. Und so sind wir mehr oder weniger zufällig in eines der größten Tanzfestivals Tokios gestolpert: das Harajuku Super Yosakoi Festival. Es gab so viel zu sehen, dass wir den gesamten Nachmittag dort verbracht haben.
Tag 2: Akihabara und Asakusa
Akihabara – oder besser: Manga, Anime, Cosplay und „One Piece“. Akihabara ist unserer Meinung nach eines der verrücktesten Viertel Tokios. Wer der Meinung ist, Disneyland sei bunt, der war noch nicht in Akihabara. Fans japanischer Comics und Mangas kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Es reihen sich Comic-Automaten und Geschäfte mit unzähligen Anime-Sammelfiguren aneinander. Zwischendrin kann man gefühlt aller 100 Meter in einen Technik-Tempel einbiegen, der entweder die skurrilsten Technik-Neuheiten oder unzählige Videospiele zum Verkauf anbietet. Ob Sega, Nintendo oder einfach nur gepimpte Varianten von Tetris und Pacman… es ist für jeden etwas dabei. Zudem winken einem an gefühlt jeder Straßenkreuzung die sogenannten „Maids“ zu, die insbesondere Touristen in die Maid-Restaurants locken wollen. Angezogen wie französische „Kellnerinnen“ aus einem uns nicht bekannten Jahrzehnt vor unserer Zeit sollen die Mädels dann den „eingefangenen“ Restaurantbesuchern mit kleinen Darbietungen den Aufenthalt im Restaurant versüßen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es soll sich nach unseren Informationen meist um Gesangseinlagen der Maids im Rahmen des Serviervorganges handeln. Wir haben uns nicht „einfangen“ lassen!
Fazit: Absolut skurril! Man kommt aus dem Staunen und manchmal auch Kopfschütteln nicht heraus.
Nach der ganzen Überdosis an bunter Leuchtreklame und Comics galt der Nachmittag dem Stadtviertel Asakusa, das uns sehr begeistert hat. Aufgrund des wohl bekanntesten Schreins, dem Sensoji-Tempel, ist es zwar auch hier tagsüber recht voll, allerdings laden die Seitenstraßen sehr zum Bummeln ein. Abseits der Nakamise-Einkaufsstraße finden sich immer wieder tolle kleine Gassen mit traditionellen Ramen-Küchen oder speziellen Kunsthandwerken. Selbst nach Ladenschluss kann man die wunderschön bemalten Rollläden bewundern.
Fazit: Gemütliches Stadtviertel mit vielen kleinen Lädchen und viel japanischem Flair.
Tag 3: Fischmarkt, Harajuku und Shinjuku
An unserem letzten Tag in Japans Hauptstadt wollten wir uns auf jeden Fall noch den verbliebenen Teil des (alten) Fischmarktes von Tokio ansehen. Der alte Fischmarkt von Tsukiji mit seinen weltberühmten Thunfisch-Versteigerungen wurde 2018 nach 83 Jahren geschlossen und ist in den Stadtteil Toyosu in ein modernes Gebäude umgezogen. Da wir hier nicht den alten „Fischmarkt-Charme“ erwarteten, wollten wir uns zumindest den verbliebenen Teil des alten Fischmarktes ansehen. Zu besichtigen ist am alten Standort nur noch der sogenannte „äußere Markt“ in Tsukiji. Auch hier gibt es jedoch jede Menge Meerestiere aller Art zu kaufen und zu kosten. Der Ausflug lohnt sich als Abstecher auch heute noch.
Auch Harajuku ist eines der „In“-Viertel Tokios. Insbesondere am Wochenende trifft sich hier wohl die Cosplay-Anhängerschaft Tokios. Unabhängig vom Wochentag lädt allerdings auch die Takeshita-dori-Straße zum Staunen ein. Ob Kostüme, Zuckerwatte in Regenbogenfarben oder Eiskreationen der besonderen Art – wer überfüllte, knallbunte Shoppingmeilen nicht scheut, sollte sich hier einmal durchzwängen.
Zuletzt haben wir abends noch einen Abstecher nach Shinjuku gemacht und den Hanazono-jinja-Schrein sowie den Golden Gai-Bezirk besichtigt. Die Golden Gai ist ein in den Nachkriegsjahren entstandenes Kneipenviertel mit schmalen Gassen und rund 300 Mini-Kneipen. Die Türen und Gasthäuser sind mitunter so schmal und klein, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sich darin tatsächlich eine gastronomische Einrichtung befinden soll. Und selbst wenn man nicht irgendwo einkehrt – zum Fotografieren lohnt sich der Abstecher auf jeden Fall.
Fazit Tokio
Tokio ist auf jeden Fall eine Reise wert. Der Aufenthalt sollte im Vorfeld gut geplant werden, da die Dimensionen der Stadt anfänglich tatsächlich einschüchternd sind. Auch sollte man sich pro Tag nicht zu viele Stadtviertel vornehmen, da man meist viel entdeckt und von einer Gasse in die nächste „schlittert“. 3 Tage sind auch das Minimum, um zumindest einen kleinen Überblick zu bekommen. Wer mehr Zeit hat, kann gut und gerne eine Woche Tokio einplanen. Langweilig kann es nicht werden!
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