Das Königreich Tonga und die Buckelwale! „Wie aufregend“ haben wir uns bereits bei der Planung gedacht und es stand nach einigen Recherchen sehr schnell fest, dass wir unbedingt in der Wal-Saison nach Tonga kommen wollen (Das Video zu unseren Buckelwal-Begegnungen findet ihr hier) . Zugegeben, die Anreise ins Königreich Tonga kurz vor die Datumsgrenze mitten in den Pazifik ist sehr, sehr lang. Es liegt tatsächlich am anderen Ende der Welt. Flüge gibt es aus Europa kommend über Asien und dann weiter über Australien oder Neuseeland oder im Zweifel auch anders herum über die USA. In der Regel fliegt man von Tongatapu (dem internationalen Flughafen auf der Hauptinsel) weiter mit der königseigenen Airline „RealTonga“ auf eine der vielen kleinen Nebeninseln in den Archipelen.
Worauf kann man sich freuen, wenn man nach Tonga reist?
Die Menschen sind unglaublich herzlich, zuvorkommend und fröhlich. Die Südsee-Gelassenheit ist allgegenwärtig und hinreißend ansteckend. Wer einsame Traumstrände, die abgelegensten Unterkünfte zum Barfußlaufen und völligen Aussteigen von der digitalen Welt, Unterwasserbegegnungen der außergewöhnlichen Art und eine selten erlebte, unberüherte Natur sucht, ist auf den Archipelen abseits der Hauptinsel genau richtig. Die Unterwasserwelt ist unglaublich schön, die Möglichkeit, hier mit Walen in den Ozean zu tauchen wohl auf der Welt fast einmalig. Schnorcheln, Tauchen, Freediving, Canoeing, Stand-Up-Paddling und Schwimmen im Ozean mit sehr großen Tieren (Walen, Mantas etc.) sind hier die Hauptaktivitäten. Ist man weniger (unter)wassersportbegeistert und braucht man auch mal einen Bummel an einer Strandpromenade, ist Tonga nicht das richtige Ziel, denn die meisten Lodges liegen abgelegen, sind in der Regel nur mit Kleinflugzeug oder Boot erreichbar und versorgen sich über Tage hinweg selbstständig.
Worauf sollte man im Königreich Tonga vorbereitet sein?
Moskitos sind eine große Plage hier. Ohne Netz über dem Bett, das man beim Zubettgehen penibel auf Löcher und sich innen befindliche Mücken absuchen sollte, wäre die Nacht wohl nicht auszuhalten. Auch tagsüber sollte man genügend Mückenschutz auftragen und sowieso einen entsprechenden Vorrat mit auf die jeweilige Inseln bringen.
Fließendes Wasser gibt es hier in der Regel nicht oder nur äußerst limitiert. Es wird quasi alles mit Regenwasser gemacht. Auch das bereitgestellte Trinkwasser ist ausschließlich Regenwasser und man ist gehalten, so wenig Wasser wie möglich beim Duschen, Zähneputzen oder Händewaschen zu verbrauchen. „Safe every drop“ heißt die Devise.
Internet ist rar im Königreich Tonga. Wenn überhaupt, dann ist es meist nur für wenige Stunden in den Essensbereichen der Unterkünfte verfügbar und ein Up- und Downloaden oder gar Streamen ist untersagt. Hiermit kann man mit ein wenig Organisation aber gut zurechtkommen. Letztlich ist man ja auch am anderen Ende der Welt, um einmal „ganz weit weg von allem“ zu sein und da gehört ein bisschen „offline“-Feeling wohl auch einfach mal dazu.
Womit wir uns insgesamt nicht so gut anfreunden konnten, ist die Tatsache, dass es auf Tonga üblich ist, nichts ab- oder zu verschließen. Alle Fales bleiben offen. Schlüssel gibt es nicht. In der Regel werden die Fenster (meist ohne Fensterglas) einfach vollständig offen stehen gelassen, so dass von außen mit einem Blick in die Fale jegliches Gepäck sichtbar ist. Nach einem „Safe“ zu fragen, würde wohl tonganisch freundlich belächelt werden. Der „Trust-Vibe“ beherrscht die Öko-Lodges. Man vertraut darauf, dass nichts gestohlen wird – weder durch andere Gäste noch durch Personal oder Einheimische. Dies wird in Tonga wohl auch unter den Einheimischen so gehandhabt. Egal ob Weltreise oder „nur“ Jahresurlaub, dieses Denken, das uns in allen unseren Unterkünften begegnete, war für uns (mit 3 Kameras, Handys, Laptop, Festplatten, Ausweisdokumenten, Bargeld und enorm wichtiger Kreditkarten) wenig entspannend. Letztlich ist uns hier auf Tonga natürlich nichts gestohlen worden und die „Vaiana“-Mentalität ist mitreißend herzlich, aber uns wäre es mit all unserer Technik und den „Zugängen“ zu finanziellen Mitteln für eine so lange Reise lieber gewesen, den Sicherheitsgrad unserer Unterbringung selbst einschätzen und letztlich auch danach handeln zu können.
Sonst so?
Wie wir erfahren haben, ist das Königreich Tonga die einzig verbliebene Monarchie in Polynesien, da es nie kolonialisiert wurde. Es besteht aus ca. 176 Inseln (+/- 2 oder 3 je nach Wasserstand), von denen ca. 37 bewohnt sind. Unterteilt ist das Königreich nochmals in kleinere Inselgruppen (Vava’u, Ha’apai etc.). Die einheimische Bevölkerung teilt sich selbst in „Ränge“ ein. Es gibt die Royalen (die Königsfamilie), die Adligen und das „gewöhnliche“ Volk. Diese Rangordnungen sind sehr streng. Uns wurde erzählt, dass man sich wohl nicht einmal miteinander unterhält, wenn die Ränge im Vorfeld nicht bekannt sind, da man ansonsten Gefahr laufen könnte, hier ungewollt Grenzen zu überschreiten. Die Royalen und Adligen haben sogar ihre eigene Sprache. Auch gibt es wohl noch sehr konservative Ansichten innerhalb der Familien. So kann es beispielsweise sein, dass eine Frau, die ein uneheliches Kind erwartet, ausziehen muss. Auch gebührt es sich nicht, dass sich eine Frau und ein Mann unterhalten, sofern sie kein näheres Interesse aneinander haben. Selbst Körperkontakt zwischen Mann und Frau – seien sie auch verheiratet – findet in der Öffentlichkeit eher nicht statt; unter Frauen oder unter Männern freundschaftlich jedoch schon. Hier sind Umarmungen kein Problem.
Wir waren auf jeden Fall noch nie so weit weg und „offline“ von allem. Tägliches Barfußlaufen durch den Dschungel und Regenwasserschlürfen auf unbewohnter Insel sind wohl der ultimative „Cut“ zum normalen Leben und so ließ sich unsere Weltumrundung bereits gut an…
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