Die Stupa von Bodnath (Boudhanath)
Eine der größten Stupas weltweit steht in Bodnath, circa 11 km nordöstlich von Kathmandus Zentrum. Sie ist ca. 36 Meter hoch und wohl einer der bedeutendsten buddhistischen Pilgerorte des Landes. Besonders in den Abendstunden umkreisen viele in weinrot gekleidete Mönche die Stupa im Uhrzeigersinn. Ihnen tun es (fast) alle Einheimischen und Touristen gleich, wodurch sich die Menschenmenge im Ring um die Stupa wie ein unaufhörliches Rad um den Tempel dreht. Man springt in den Strudel hinein und wird förmlich „mitgenommen“. Gegen den sich im Uhrzeigersinn bewegenden Menschenstrom zu laufen ist aussichtslos. Wir hatten dies kurz versucht, um das Gedränge auch einmal „mit Gesichtern“ von vorn fotografieren zu können, aber in dieser Rolle ist man eher ein Hindernis. Den äußeren Ring um die Stupa bildet ein ebenso fast nahtloser Ring von (Rooftop)Restaurants, Cafés und Souvenirläden. Besonders in den Abendstunden, wenn Heere aus Teelichtern angezündet und sich viele Nepalesen zum Abendessen und geselligem Beisammensein treffen, ist die Athmosphäre trotz des Menschenauflaufs tatsächlich recht gemütlich. Der Stupa-Ring-Platz wirkt dann wie ein kleines Dörfchen für sich, in dem geschnattert, gegessen und getrunken wird.
Fazit: Unbedingt besuchen! Die Stupa liegt zwar etwas außerhalb der Stadt, aber hier kommt im sonst so chaotischen Kathmandu ein Hauch Gemütlichkeit auf.
Bhaktapur
Auch der kleinsten der drei Königsstädte des Kathmandutals statten wir per Privatfahrer einen Besuch ab. Auf dem Weg nach Bhaktapur geraten wir ungewollt in einen riesigen Stau, ausgelöst durch eine ebenso große Demonstration direkt auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Kathmandu und Bhaktapur. Den genauen Hintergrund des Auflaufs kann uns auch unser Fahrer nicht erklären. Es gehe wohl um die Rechte der Arbeiter und die Stärkung des sozialen Schutzes der Bevölkerung. Auf den Plakaten geht es gegen Indien, die USA und die Superreichen. Man plakatiert für Arbeitsrechte und gegen Besatzungen jeglicher Art. Unsere Autofahrt verlängert sich um 2 Stunden.
Abgesetzt werden wir dann in Bhaktapur an einem der Zugänge in der alten Stadtmauer und müssen dort erst einmal einen (für nepalesische Verhältnisse) völlig außerhalb der Norm liegenden „Eintrittspreis“ an einer Kasse zahlen. Diesen müssen wohl auch nur Touristen entrichten, da alle Nepalesen an der kleinen Kasse vorbeilaufen, ohne auch nur im Ansatz aufgehalten zu werden. Danach werden wir mit einem Stadtplan ausgestattet in die Altstadt entlassen.
Bhaktapur ist insgesamt viel „mittelalterlicher“ als Kathmandu. In der Altstadt kommt man sich tatsächlich mehrere Jahrhunderte zurückversetzt vor. Auch treffen wir im Stadtkern auf überdurchschnittlich viele ältere Menschen, die häufig in Gruppen am Straßenrand sitzen, Chillischoten trocknen, Schach spielen oder einfach das Geschehen beobachten.
Wir schlängeln uns durch die alten Straßen und Gassen, besuchen auf Rabis Empfehlung einen Bekannten, der direkt gegenüber dem berühmten Pfauenfenster eine alte Buchdruckerei betreibt und besichtigen so ziemlich alle als Sehenswürdigkeiten markierten Plätze der Stadt (Dubar Square, Taumadhi Square, Dattatreya Square).
Auch Bhaktapur hat das Erdbeben vom April 2015 schwer getroffen. Viel wurde zerstört, viel ist im Aufbau.
Auch Rabi berichtete uns vom schweren Erdbeben am 25.04.2015, als Raja ein sehr kleines Baby war. Er und Kopila hätten – wie fast alle Nachbarn im Umfeld – monatelang mit ihren Kindern im Freien geschlafen, einfach weil man eine riesige Angst vor schweren Nachbeben hatte, die ja letztlich auch keinesfalls unberechtigt war.
Fazit Bhaktapur: Bhaktapur reicht als Tagesausflug. Die Zeit ist dort irgendwie stehen geblieben. Man erhält einen guten Einblick in das nepalesische Leben in einer sehr sehr alten Stadt aus Backsteinen, Tempelanlagen und mittelalterlichen Wassersystemen. Die Gassen sind teilweise völlig verschlafen, wenn man sich von den großen „Touri-Magneten“ (die 3 Hauptplätze) entfernt und tatsächlich den Tag nutzt, um in abgeschiedenere Gassen der Altstadt vorzudringen. Keine Scheu haben darf man auch vor Opfergaben jeglicher Art. Oftmals sind wir uns nicht ganz sicher, ob es sich nur um rote Farbe oder Tierblut handelt. Mitunter werden Opferstätten mit Innereien versehen. Der Geruch ist dann durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn entsprechende Darreichungen in der Mittagssonne hängen. Aber auch das gehört eben zu Nepal und vorgewarnt waren wir ja bereits aus Kathmandu.
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