Thamel
Viele Reisende fühlen sich in Thamel pudelwohl, für andere wiederum ist es die Touristenhölle auf Erden. Kleine, gastronomische Lokalitäten reihen sich aneinander, es wird landestypisch gehandelt und verkauft und man kann sich hier in verkehrsberuhigten oder gar autofreien Straßen bewegen, was bei Kathmandus Verkehrssituation mit Kind tatsächlich einmal halbwegs entspannend ist.
Was sollte man zu Thamel wissen? Zunächst darf man keine Scheu vor „Händlern“ haben. Diese gehören zum Straßenbild von Thamel wie die Blümchen auf die Wiese. Ein bestimmt formuliertes „Nein, danke!“ bringt meist auch sofort den gewünschten Erfolg und es wird eigentlich nicht „nachgedrängelt“. Die Preise (beispielsweise für Lebensmittel) in kleinen Supermärkten sind hier natürlich höher, als in anderen Stadtteilen. Verkauft werden überdies viele Trekking-Artikel namenhafter Marken. Besonders beliebt sind hierbei „TheNorthFace“, „Mammut“ oder „Kathmandu“. Aber Vorsicht ist geboten. Eine originale „TheNorthFace“-Jacke gibt es für gewöhnlich nun einmal nicht für umgerechnet 20 Euro.
Fazit: Wuselig, quirlig, teils völlig unübersichtlich, aber das ist es eigentlich überall in Kathmandu, eine Goldgrube für Souvenirs und allerlei Nippes. Sicherlich nichts für jeden Tag, aber gesehen haben sollte man diesen unbestrittenen „Touri-Stadtteil“ schon. Großes Plus: einige autofreie Straßenzüge!
Swayambhunath – Monkey Temple
Mit Rabi, Anna und Raja besuchen wir abends die Swayambhunath Tempelanlage im Westen Kathmandus. Auch hier herrscht ein wuseliges Gedränge. Da auf dem Hügel und damit auch rund um die Stupa jede Menge nepalesische Makaken leben, wird der Tempelkomplex auch gern Monkey Temple genannt. Neben der buddhistischen Stupa, die eine der ältesten buddhistischen Tempelanlagen der Welt sein soll, stehen auch hinduistische Türme auf dem Hügel. Die Tempelanlage beherbergt insoweit beide Religionen. Wie man deutlich erkennen kann, wurde der Komplex durch das schwere Erdbeben von 2015 stark in Mitleidenschaft gezogen. Einige Gebäude befinden sich im Wiederaufbau oder sind – soweit noch vorhanden – hilfsweise abgestützt. Unsere Gastfamilie wirft Münzen in den Eingangsbrunnen und zündet mit Sophie Kerzen an der Stupa an. Wer mag, kann auch die unzähligen Gebetsmühlen drehen und die Stupa (im Uhrzeigersinn) umrunden.
Besuch in der Montessori-Vorschule
Wie bereits im Vorfeld vereinbart, besucht Sophie mit Raja, dem Sohn unserer Gastfamilie, dessen Vorschule, in der praktischerweise auch gleich Kopila als Erzieherin arbeitet. Wir bringen Sophie früh hin und geben sie ab. Das „Ankommen“ klappt super, ein Trampolin bricht das (eigentlich nicht vorhandene) Eis unter den Kindern. Zudem versteht sich Sophie mit Raja so gut, dass es die Tage in Kathmandu eigentlich kaum noch ohne einander geht. Raja steht sogar früh morgens vor unserer Tür und weckt die halbe – oder eigentlich die ganze – Nachbarschaft mit Lauten „Sophie!!!“-Rufen.
Nachdem Sophie in der Kita-Gruppe verschwunden ist, stehen wir zu zweit vor dem typisch nepalesischen Bau. Schon ein komisches Gefühl, sein Kind in einem fremden Land in einer Kita abzugeben – aber gut, Sophie hat offensichtlich Spaß und wir ein paar Stunden zum Fotobearbeiten und Bloggen.
Gegen Mittag holen wir sie dann wieder ab. Ein tolles Erlebnis, wenngleich sie sich dann doch auch über das Abholen freut. Mehrere Stunden mit Händen und Füßen zu kommunizieren war dann wohl doch schon sehr anstrengend.
Ausflug ins Tierheim von Kathmandu
In Kathmandu gibt es unzählige Straßentiere. Nicht selten kommt es erschreckenderweise auch vor, dass diese misshandelt werden, wie uns Rabi berichtet. Unsere Gastfamilie hat einen großen Hund und eine ältere Katze, wobei ihnen vor geraumer Zeit auch eine kleine, sehr junge Katze zugelaufen ist, die sie aufgenommen haben. Diese kleine Katze wurde jedoch kurz vor unserer Ankunft schwer am Rücken verletzt, so dass sie nicht mehr aufstehen kann und sich nach dem Vorfall wohl nur noch in das Haus hat hineinschleppen können. Ob sie von einem Auto oder Motorrad erwischt oder gar mit einem Gegenstand geschlagen wurde, lässt sich nicht mehr aufklären, jedoch will unsere Gastfamilie nichts unversucht lassen, das Tier zu retten. Und da Sophie ja auch so tierlieb sei, verstünde es sich quasi von selbst, dass wir sie ins Tierheim mit einer kleinen OP-Station begleiten. Kopila lacht bereits bei meinem absolut begeisterten Gesicht. Also machen wir uns mit Rabi, Kopila und Raja auf ins Kathmanduer Auffangheim für Straßentiere… Juchu, ein „Familienausflug“ also!
Nach einer gefühlt unendlichen Autofahrt durch Kathmandus Labyrinth an Vororten geht es genau an der Stelle zu Fuß weiter, an der selbst Rabi seinem Auto die abschüssige Kieselpiste nicht mehr zumuten möchte. Am Ziel angekommen, empfängt uns eine Schar freilaufender, dort aber offensichtlich in Kost und Logis stehender Streuner. Mein Spaßfaktor hält sich die gesamte Zeit enorm in Grenzen. Meine Gedanken kreisen nur noch um Zecken, Flöhe und übertragbare Krankheiten. Zum Glück sind wir alle Tollwut geimpft! Und wann kommt man schon mal in einer Tieraufgangstation in Kathmandu vorbei.
Die kleine Katze wird zunächst dort aufgenommen, um den Rücken zu röntgen. Wie sich leider später telefonisch herausstellt, musste sie allerdings am späten Nachmittag durch die Pfleger vor Ort eingeschläfert werden, da eine Genesung aufgrund des festgestellten Rückgratbruches auszuschließen war. Raja und Sophie sind sehr geknickt.
Über den Dächern Kathmandus
Auch über den Dächern Kathmandus spielen sich für uns ungewöhnliche Szenen ab. Aus unserer Wohnung heraus können wir einige Straßen der unmittelbaren Nachbarschaft überblicken. An den Nachmittagen und besonders am Wochenende schweben plötzlich viele bunte Drachen über der Stadt. Beim genaueren Nachverfolgen der „Leinen“ stellt sich heraus, dass dies wohl eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Kinder in Kathmandu zu sein scheint. Oft entdecken wir Väter mit ihren Kindern auf den vielen Flachdächern mit selbstgebastelten Papierdrachen, die unglaublich hoch steigen können. Die Basteltechnik muss also enorm ausgefeilt sein. Ein wirklich buntes Spektakel.
Zu den bunten Drachen gesellen sich bei Einbruch der Dämmerung auch täglich unzählige Greifvögel über der Stadt. Dieses Aufkommen findet seinen Ursprung sicherlich in den vorbeschriebenen hygienischen Zuständen in vielen Straßen. Ratten locken dann eben auch die Jäger an.
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